Das Sühnekreuz – es wurde ursprünglich an der Stelle errichtet, wo
jemand eine Blutrache an dem Mörder seines Verwandten ausgeübt hatte.
Dies war nach altgermanischer Art Recht und Pflicht. Als dann die Staatsautorität
erstarkte, wurde die Blutrache verboten, denn Mord reihte sich an Mord.
Wurde sie trotzdem ausgeübt - so traf den Mörder neben anderen Strafen
auch die, ein Sühnekreuz zu errichten.
Kleine Geschichte zum Sühnekreuz an der Kirche in Martinskirchen
In der Zeit des 30-jährigen Krieges wohnte in Altbelgern ein Bauer. Eines Nacht
überfielen feindliche Horden den Hof. Sie plünderten den Hof und trieben das Vieh
fort. Der einzige Sohn zog in den Krieg (viele Jahre), um die Horden zu vertreiben.
Die Eltern starben.
Ein Verwandter zog auf das Gut. Als Frieden ins Land zog, kehrte der Bauernsohn heim.
In Bad Liebenwerda wurde er von einem Dorfbewohner aus Altbelgern gesehen. Dieser
erzählte es dem neuen Besitzer (Verwandten). Der Verwandte, der sich das Gut
unrechtmäßig angeeignet hatte, war erschrocken und dachte er muss den Hof und
das Haus verlassen. So beschloss er, den Heimkehrer umzubringen.
Er wartete am Kirchwege in einer stürmischen Nacht und erschlug den
Heimkehrer mit einem Beil. Landsleute fanden ihn und errichteten dort
ein steinernes Kreuz. Es soll dort Jahrhunderte gestanden haben. Der
Mörder ertränkte sich aus Angst in der Elbe.
Kirchweg führte von Brottewitz nach Martinskirchen übers Feld. Brottewitz
gehörte damals mit zum Patronat Martinskirchen. Zum Gottesdienst kamen die
Brottewitzer nach Martinskirchen in die Kirche.
1958 wurden die Ackerflächen vergrößert und Flurbegradigungen vorgenommen,
der Kirchweg verschwand.
Am 21.10.1699 wurde die Turmspitze aufgesetzt - die Restaurierung war abgeschlossen. Die Bekrönungskugel enthielt eine Urkunde:
"Ihre jetzige Gestalt erhielt die Kirche durch
die Freigiebigkeit des Herren von Wehlen."
1738 wurde der Turm (am Mauerwerk und Dach)
ein weiteres Mal restauriert.
1767 wurde die Turmkugel vom Blitz getroffen.
Es erfolgte eine weitere Restaurierung.
1819 erfolgte eine erneute Restaurierung
der Martinskirche.
1828 das Innere der Kirche wurde abermals restauriert.
Die Kirche bekam eine neue Orgel.
1838 bekam die Martinskirche erneut eine neue Orgel.
1839 erhielt die Martinskirche zwei neue Glocken.
1852 wurde eine Turmuhr angeschafft und ein zweites
Ziffernblatt nach der Dorfseite angebracht.
Im Jahr 1904 erfolgt erneut eine Renovierung,
dabei wurde die Martinskirche außen und
innen verputzt. In der Kirche befindet
sich ein Kanzelaltar aus dem Jahre 1697,
Abendmahlgemälde, Sandsteintaufbecken und
ein zusammengehöriger Grabstein für
4 Kinder der Familie Rottendorf,
3 Rittergrabsteine der Familie von Körbitz und der
Grabstein von Georg von Wehlen.
Inschrift auf dem Grabstein von Georg von Wehlen:
Hier ruht in Gott Herr Hans George von Wehlen, so zu
Dresden den 3. April Ano 1652 geboren, diente vier großen Kurfürsten
und genoss deren beständige Gnade. Sein in nichts als einem ehrlichen
Namen bestehendes Vermögen segnete Gott reichlich und machte ihn zu
einem gesegneten Jakob an Kindern und Gütern, an Glück und Ehren.
1904 spendete Ilka Stephann zwei Buntglasfenster mit den
Bildern von Martin Luther und Philipp Melanchton.
1907 Reparatur der Orgel in der Martinskirche.
1923 bekam die Martinskirche zwei neue Glocken als
Ersatz für die im Kriege abgelieferten.
1933 wurde ein neuer Kirchenofen angeschafft und eingebaut.
1936 erhielt der Kirchtum eine neue Uhr.
1954 wurde die Martinskirche mit einer elektrischen
Beleuchtungsanlage ausgestattet.
1955 erfolgte am Kirchendach der Martinskirche
eine größere Reparatur.
2004 fand ein festlicher Sommergottesdienst
"100 Jahre Buntglasfenster".
Weitere Sehenswürdigkeiten an der Martinskirche sind das
Kriegsgräberdenkmal und der Stephannsche Friedhof.
1921 wurde das Kriegsgräberdenkmal vor der Martinskirche errichtet.
Im zweiten Weltkrieg wurde an dem Kriegsgräberdenkmal eine Tafel
befestigt, für die 19 Männer aus Martinskirchen, die nach 1916 nicht
wieder aus dem Krieg zurück kamen. Heute wird es von der Stadtjugendfeuerwehr
Mühlberg und einigen Dorfbewohnern gepflegt.
Als die alte Zehntscheune auf dem Hundeberge
abgerissen entstand an deren Stelle der Stephannsche Friedhof.
1.11.1856 hörte in Martinskirchen und Altbelgern das
Erzehnerverhältnis auf
(Arbeitsverhältnis zwischen Dorfbewohnern und
Gutsbesitzer). Am 4.11.1956 traten die
Besitzer ihr freies und unbelastetes Eigentum
bzw. ihre Abfindungsstücke an (freie Besitzer).
Ab 5.08.1959 gab es die Bezeichnung des
Arbeitsverhältnisses „Erbzehnter“
nicht mehr. Die Bezeichnung gehörter der Vergangenheit an.
1739 kaufte Obersteuereinnehmer Graf Friedrich Wilhelm von Brühl das Rittergut.
Er ließ sich in der Zeit von 1754 – 1756 durch den Architekten Krubsacius das
Schloss Martinskirchen bauen. Krubsacius war ein Schüler Knöffels in Dresden.
Das Schloss diente ursprünglich als Jagd- und Lustschloss, dadurch entstanden
großzügige angelegte Park's und Gärten im Umfeld.
Der französische Garten wurde an der Südseite des Schlosses mit zierlich
verschnittenen Hecken, Bosketts, lauschigen Plätzchen und Springbrunnen angelegt.
Glänzende Feste und Parforcejagden wurden in dieser Zeit in Martinskirchen gefeiert.
Vom Saal aus konnte man bis 1800 auf den französischen Garten blicken.
Das Schloss Martinskirchen ist ein dreigeschossiger Putzbau. An der Nordseite (Hofseite)
erkennt man die Initialkartusche von Brühl.
Den Ostflügel ziert eine Jagdgöttin, den Westflügel eine
Flussgöttin. Die Südseite (Gartenseite)
zeigt das Allianzwappen der Familie Brühl mit der Grafenkrone.
Ebenfalls auf dieser Seite erkennt man das Oval des Marmorsaales, der sich über beide
Obergeschosse erstreckt. Der Marmorsaal mit dem einzigartigen Deckengemälde und den zwei
Marmorkaminen mit hohen Spiegelaufsätzen, ist das Schmuckstück des Schlosses. Der Saal
ist mit rosa Stuckmarmor verkleidet. Seit der Antike wurde Stuck eingesetzt, um Fassaden
oder Innenräume zu gestalten.
Die Gemälde im oberen Teil sind stark verblasst. Ca. 2000 wurde das Deckengemälde und
zwei der darunter liegenden Gemälde restauriert. Das Deckengemälde zeigt Jagdgöttin
Diana mit ihrem Jagdgefolge. Es wird Stefano Torelli zugeschrieben. Er war um 1740
Hofmaler am Sächsischen Hof.
Ein noch gut erhaltener Raum ist das Jagdzimmer mit grüner Wandvertäfelung und
Eichenholzschnitzereien mit Symbolen der Jagd.
Bis 1945 blieb das Schloss in dem Besitz der Familie Stephann,
zuletzt unter dem Namen Brendel.
Als 1945 die russische Armee anrückte, floh die Gutsherrschaft. Kronleuchter,
Spiegel, Öfen und anderes Inventar wurden zerschlagen oder abtransportiert.
Nach Abzug der russischen Armee quartierte man über 300 Umsiedler ein.
Das Gut Martinskirchen wurde durch die Bodenreform aufgeteilt. Anfang der
50iger Jahre baute man die große dreiläufige Haupttreppe aus und im Schloss
wurde eine Berufsschule mit Internat eingerichtet. In den 70iger Jahren wurde
die Berufsschule wieder ausgegliedert.
Die Kommune übernahm ab 1968 den westlichen Teil des Schlosses. Dort zogen
im Erdgeschoss eine Schwesternstation und eine Gaststätte ein.
Der Rat der Gemeinde übernahm 1985 die Trägerschaft über das gesamte Schloss.
Ab da wurden einige Räume im östlichen Teil des Schlosses für eine Poststelle
und einen Friseur genutzt.
Im April 1992 übergab die Treuhand das Schloss in die Hände der
Gemeinde Martinskirchen.
In der Zeit von ca. 1991 – 1997 wurden Restaurierungsarbeiten
am Schloss durch
die Brandenburgische Schlösser GmbH durchgeführt.
Danach nutzte die Gemeinde das Schloss vielseitig.
Im Oktober 2013 hat sich der Förderverein Schloss Martinskirchen gegründet,
dem das Schloss Martinskirchen sehr am Herzen liegt.
Das Schloss öffnet jährlich zum Tag des offenen Denkmals seine Türen.